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Axel Schwetzka: Evangelium und Predigt zum 200. Geburtstag des Seligen Paul Josef Nardini am 25. Juli 2021

Evangelium und Predigt zum 200. Geburtstag des Seligen Paul Josef Nardini am 25. Juli 2021 in der Kapelle des Nardini-Klinikums Zweibrücken

Evangelium vom 17. Sonntag im Jahreskreis B (Johannes-Evangelium, 6. Kapitel, Verse 1-15)

In jener Zeit ging Jesus an das andere Ufer des Sees von Galiläa, der auch See von Tibérias heißt.
Eine große Menschenmenge folgte ihm, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat.
Jesus stieg auf den Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern nieder.
Das Pascha, das Fest der Juden, war nahe.
Als Jesus aufblickte und sah, dass so viele Menschen zu ihm kamen, fragte er Philíppus: Wo sollen wir Brot kaufen, damit diese Leute zu essen haben?
Das sagte er aber nur, um ihn auf die Probe zu stellen; denn er selbst wusste, was er tun wollte.
Philíppus antwortete ihm: Brot für 200 Denáre reicht nicht aus, wenn jeder von ihnen auch nur ein kleines Stück bekommen soll.
Einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu ihm:
Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; doch was ist das für so viele?
Jesus sagte: Lasst die Leute sich setzen!
Es gab dort nämlich viel Gras.
Da setzten sie sich; es waren etwa 5000 Männer.
Dann nahm Jesus die Brote, sprach das Dankgebet und teilte an die Leute aus, so viel sie wollten; ebenso machte er es mit den Fischen.
Als die Menge satt geworden war,
sagte er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrig gebliebenen Brocken, damit nichts verdirbt!
Sie sammelten und füllten zwölf Körbe mit den Brocken, die von den fünf Gerstenbroten nach dem Essen übrig waren.
Als die Menschen das Zeichen sahen, das er getan hatte, sagten sie: Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll.
Da erkannte Jesus, dass sie kommen würden, um ihn in ihre Gewalt zu bringen und zum König zu machen.
Daher zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein.

 

Predigt zum 200. Geburtstag des Seligen Paul Josef Nardini (1821-1862)

“Es müssen mit den Werken der geistigen Barmherzigkeit auch die der leiblichen vereinigt werden, es muß, mit einem Wort, den Armen das Evangelium gepredigt werden, nicht bloß in Worten, sondern in der Kraft eines in Liebe tätigen und aus Liebe sich hinopfernden Glaubens.”
Diese Worte schreibt der Selige Paul Josef Nardini in einem Artikel für die Bistumszeitung des Bistums Speyer, den „Christlichen Pilger“:
Paul Josef Nardini wusste, dass die Verkündigung des Glaubens nur dann Früchte trägt, wenn den Worten Taten folgen. „Der Glaube muss sich inkarnieren, das Wort muss Fleisch werden“ sagte er einmal.
Die Notwendigkeit dieser „Inkarnation“ ist für ihn offensichtlich. Denn als unehelich geborenes Kind weiß er, wie wichtig es ist, die Liebe Gottes, die in den Worten der Predigten und in den Sakramenten verkündigt wird, auch tatsächlich erfahren und spüren zu können.
Damit folgt Nardini Jesus nach, wie wir es im Evangelium eben gehört haben. Er sieht die Not, den Hunger der Menschen, und versucht diesen Hunger zu stillen, die Not zu beheben.

Die „Inkarnation“, die Fleischwerdung des Wortes Gottes, erfolgt bei Jesus in der Heiligen Familie. Sie wird für Nardini zum Modell für die Kirche, und er nennt seine Ordensgemeinschaft – bekannt unter dem Namen „Mallersdorfer Schwestern“ nicht umsonst „Arme Franziskanerinnen von der Heiligen Familie“. Diese Hl. Familie soll helfen, alle als Familie im Glauben zusammen zu führen als deren geistlicher Vater er sich versteht.
Und wenn ich im Evangelium lese, dass der Junge – und wohl auch andere Menschen - das geteilt haben, was sie hatten, dann lässt mich das natürlich auch an die vielfältige Solidarität der Menschen mit den Opfern der Flutkatastrophe im Ahrtal und an anderen Orten in Deutschland denken. Nardini hätten die Nachrichten über diese Hilfsaktionen sicher gefreut, zeigen sie doch, dass sich viele Menschen durch ihr Handeln sozusagen zu Schwestern und Brüdern in der „Gesellschaftsfamilie“ unseres Landes oder sogar in der Menschheitsfamilie erklären. Und auch wir wollen uns in der Kollekte nachher mit diesen Menschen solidarisieren und Ihnen helfen. Ich bitte Sie jetzt schon um eine gute Spende.
Kraftquelle des Lebens und Wirkens des Seligen Paul Josef Nardini war – wie bei Jesus selbst – das Gebet. Jesus zieht sich immer wieder zum Gebet in der Stille zurück, wie wir im Evangelium gehört haben, und auch Paul Josef Nardini hat dies getan. Auch dies gehört zur „Inkarnation“ und ermöglicht erst „Inkarnation“, weil das Gebet und die Beziehung zu Gott erst die Kraft gibt, Liebe und Zuwendung Gottes in Wort und Tat an die Menschen weiterzugeben, die dies gerade notwendig brauchen.
Lassen auch wir uns diese Liebe und Zuwendung immer wieder schenken, wo und wie wir sie brauchen, und lassen wir uns – als „Mallersdorfer Schwester“, aber auch als „normale“ getaufte und gefirmte Christinnen und Christen“ – wie der Selige Paul Josef Nardini in Dienst nehmen als Botinnen und Boten der Liebe Christi, die ihn gedrängt hat. Amen.