Gedanken zu Palmsonntag

Gedanken zu Palmsonntag

Gedanken zum Palmsonntag

Es wird ein sonderbarer Palmsonntag sein in diesem Jahr. Keine Kommunionkinder, die beim Gottesdienst mit ihren bunt geschmückten Palmsträußen vor der Kirche stehen um mit fröhlichen Gesängen Jesus zuzujubeln, so wie es damals viele Menschen getan haben, als Jesus auf einem Esel in Jerusalem einzog. „Hosanna dem Sohn Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn, Hosanna in der Höhe!“, so riefen sie ihm voll Freude zu.

Doch das Blatt wendet sich: auf einmal ist alles anders. Der Hosannajubel verstummt. Und wir hören in der Matthäuspassion, wie Jesus bald die ganze Menge gegen sich hat und den Weg der Demütigung und des qualvollen Leidens gehen muss bis zu seinem Tod am Kreuz.

Auf einmal ist alles anders. Hätten wir uns noch vor wenigen Wochen vorstellen können, dass ein kleines unsichtbares Virus unser Leben grundlegend verändert? Wir hörten zwar davon, was in China geschehen war – aber das war doch so weit weg von uns. Es wird uns schon nicht treffen, so dachten die meisten. Und als die Lage hier bereits ernster wurde, verdrängten dies immer noch viele und versuchten ihr Leben genauso weiterzuleben wie zuvor. Denn konnte es wirklich möglich sein, dass wir auf einmal nicht mehr das tun dürfen, was wir wollen? Konnte es möglich sein, dass es auf einmal nicht mehr so weitergeht wie bisher?

Auf einmal ist alles anders. Wohin unser Weg genau führen wird, wissen wir nicht. Vieles liegt im Dunkeln. Aber, und das ist die Botschaft dieser Heiligen Woche: Wir sind auf diesem Weg nicht allein. Da ist einer, der geht uns voran, der trägt mit an dem Kreuz, das uns und der ganzen Welt nun auferlegt ist.

„Wir gehen nie allein. Gott geht alle Wege mit.“ „. So schrieb der damals 37 Jahre alte Jesuitenpater Alfred Delp, der  am 2. Februar 1945 in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurde.

Jesus war sich schon früh bewusst, dass einmal alles anders sein würde. Darauf hatte er seine Jünger rechtzeitig eingestimmt und ihnen deutlich gemacht: Es würde geschehen, es war nicht zu verhindern. Aber das sei nicht das Ende. Am Ende stehe nicht das Dunkel des Karfreitags, sondern das Licht des Ostermorgens.

Das ist die tröstliche Botschaft auch in der Krise, die wir gerade erleben. Doch wann kommt dieser Ostermorgen? Wann ist dieser dritte Tag, von dem Jesus immer wieder sprach? Das wissen wir jetzt noch nicht. Wenn wir uns aber gerade in dieser schwierigen Zeit an ihn, den Gekreuzigten und Auferstandenen, halten und uns mit ihm verbunden und in seiner Liebe geborgen wissen, dann können wir zuversichtlich sein, dass er kommt!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen von Herzen einen gesegneten Palmsonntag und eine gesegnete Heilige Woche.

Möge Gott Sie behüten, Ihnen Kraft und Halt schenken und in Ihnen die Hoffnung stark halten, dass er uns wieder vom Dunkel ins Licht führen wird!

Es grüßt Sie herzlich

Ihr Pfarrer Wolfgang Emanuel