20210221_ersterFastensonntag

Axel Schwetzka: Predigt zum 1. Fastensonntag, 21. Februar 2021

Im heutigen Evangelium sehen wir Jesus in der Wüste - 40 Tage - 40 Tage und 40 Nächte lang. 40 Tage und 40 Nächte in einer kargen und trostlosen Landschaft, 40 Tage und 40 Nächte allein mit sich, nur noch wilde Tiere um sich herum.

Vor dieser Szene erzählt der Evangelist Markus von der Taufe Jesu mit der Stimme des Vaters vom Himmel: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“ (Mk. 1, 11)

Und dann eine radikale Wendung.

Nach der Liebeserklärung Gottes seinem Sohn gegenüber heißt es in Vers 12 weiter: „Und sofort trieb der Geist Jesus in die Wüste“. Der griechische Urtext ist sogar noch schärfer: Hier wird Jesus sogar in die Wüste „hinausgeworfen.“ – von jetzt auf gleich, so, wie wenn jemanden ein Schicksalsschlag trifft oder wenn man völlig unerwartet ein positives Testergebnis beim Corona-Test bekommt und in Quarantäne gehen muss – übrigens ein Wort, das wohl nicht zufällig vom franz. „quarante“ – „vierzig“ abgeleitet ist.

Von Menschen, die sich in Quarantäne begeben müssen, - auch wenn sie dies nicht immer für 40 Tage und Nächte tun müssen, können wir in diesen Zeiten auch lernen, wie sich eine Wüstensituation anfühlt.

Jesus ist zwar der geliebte Sohn Gottes – und diese Wesenseigenschaft bestimmt sein ganzes irdisches Leben und Handeln, aber er ist nicht im sprichwörtlichen Sinne „von Beruf Sohn“, also einer, der schon als Kind so redet und handelt, als sei er bereits der Chef.

Jesu Auftrag ist es, ganz Gott, aber auch ganz Mensch zu sein. Und zu diesem Menschsein gehören eben auch Wüstensituationen und auch Versuchungen. Wenn uns Jesus heute in einer solchen Situation gezeigt wird, in die er „hineingeworfen“ wurde – und zwar vom Heiligen Geist, also von Gott selbst, dann kann dies für uns gerade in dieser chaotischen Zeit ein Zeichen sein, dass Gott uns auch in solchen Zeiten und Situationen nicht verlässt.

Man wünscht sich solche Wüstensituationen nicht, und auch ich wünsche Ihnen solche Wüstensituationen nicht, aber ich möchte uns allen von Herzen wünschen, dass wir, wenn wir „hineingeworfen“ werden in eine Wüstenerfahrung, in eine krisenhafte Situation, dass dann genügend „Engel“ – Botinnen und Boten Gottes - um uns haben, die uns helfen, dass uns dann Gott, sein Reich und seine liebende Gegenwart nahe sind.

Amen.